Einmal podologisches Screening, bitte!

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Assessments für die Podologie

Wir Podologie-Experten haben ein geschultes Auge für Hautveränderungen und Frühwarnsignale. Dieses Wissen sollten wir für unsere Patienten nutzbar machen, um die beste Prävention bei DFS zu bieten.

Wie komme ich darauf?

Ich wundere mich immer wieder, wie wenig Klassifikationen wir für eine so häufige, dramatische und kostspielige Krankheit wie das Diabetische Fußsyndrom haben.

Klassifikationen DFS

Spontan fallen mir drei ein:

So richtig genutzt wird in der Podo-Praxis aber keine dieser Klassifikationen.

Was fehlt uns?

Eine klinische Podologie-Skala. Warum?

Alle oben genannten Scores beziehen sich vor allem auf manifeste Defizite, deutliche Schäden und chronische Wunden.

Aber je früher, desto besser- also je unscheinbarer und „bagatelliger“ erste erkennbare Anzeichen sind, desto eher kann das Auswachsen in echte Probleme verhindert werden.

Für echte Früherkennung ist es hilfreich, wenn wir uns durch die Profi-Brille das Haut- und Nagelbild anzuschauen, um den Risikostatus einer sich anbahnenden Neuro- und Angiopathie zu beurteilen.

Also ein podologisches Haut-Screening in Kombination mit Stimmgabeltest, als Assessment für Frühwarnzeichen.

Frühwarnzeichen DFS

Das früheste Zeichen für ein sich entwickelndes DFS ist die trockener werdende Haut. Hört sich banal an, ist es aber nicht.

Der physiologische Hautschutz wird durch einen Fett- und Feuchtigkeitsfilm und ein leicht saures Milieu gewährleistet. Die Leistenhaut an den Fußsohlen ist dabei schon benachteiligt: sie besitzt keine Talgdrüsen[1], und nur wenige Schweißdrüsen, deren Funktion durch vegetativen C-Fasern gesteuert wird.

Diese kleinen, feinen Nervenfasern sind auch die ersten, die bei einer Polyneuropathie zugrunde gehen. Die neuropathische Schweißdrüsen-Unterfunktion wird auch als „Sudomotorikstörung“ bezeichnet.

Die Small Fibers sind sehr anfällig für Versorgungsdefizite (z.B. durch Mikroangiopathie). Sie werden durch rheumatische Weichteilentzündungen geschädigt und sind eine häufige Ursache für generalisierte Schmerzen wie z.B. bei Fibromyalgie und Chemotherapie-induzierter NP.

Wenn du dich für Small Fiber Neuropathien und ihre podologischen Behandlungsmöglichkeiten interessierst: am Mittwoch, den 08.03. gebe ich dazu ein 2-Punkte Webinar https://www.podovision.de/produkt/neuropathische-plus-symptomatiken/

Übrigens gibt es ein Gerät, das ähnlich wie eine Körperfettwaage die Schweißdrüsensekretion misst, den Sudoscan

Für den Hausgebrauch kann man Indikatorenpflaster wie das Neuropad nutzen, das es in online bzw. normalen Apotheken gibt.

Prävention durch gewohnheitsmäßige Pflege

Trockener werdende Haut ist also keine Bagatelle, sondern ein echtes Alarmsignal. Gleichzeitig verhindert die frühe, gewohnheitsmäßige Pflege trockener Haut spätere Komplikationen durch Hautbarriere-Störungen. Frühe Prävention ist wichtig.

Die Folgen, wenn das nicht so klappt mit dem frühzeitigen Pflegen, sehen wir tagtäglich in unseren Praxen.

Über die klinische Podologie Skala will ich mir in Zukunft Gedanken machen. Da gibt es eine ganze Kaskade von Anzeichen, die mir einfallen, und aus deren Summe man ein Risikoprofil ableiten kann.

Dann muss man nur noch das mit dem Pflegen verbindlich hinkriegen-ganz einfach also 😉

Wenn du auch Ideen hast, wie ein Risko-Score aussehen kann, dann melde dich gerne, alle Anregungen sind willkommen! Würdest du so etwas nutzen?

 

Kommende Woche gebe ich noch zwei Seminare, montags zu Gefäßerkrankungen und den dazugehörigen podologischen Strategien

https://www.podovision.de/produkt/podologie-bei-arteriellen-venoesen-und-lymphatischen-gefaesserkrankungen/

und mittwochs die Expertenrunde dreiteilige Spangen (3TO), wenn du Kniffe für die optimierte Anwendung suchst.

https://www.podovision.de/produkt/3to-dreiteilige-spangen-expertenrunde-01-03/

 

[1] Die Talgdrüsen für die Sebumproduktion sind an die Haarbälge der Felderhaut gekoppelt und in der Leistenhaut nicht vorhanden. Die Hautbarriere der Leistenhaut wird durch Kitt-Lipide (sogenannte epidermale Lipide) zwischen den ausgereiften Keratinozyten des Stratum corneum intakt gehalten, weshalb eine erhaltene verhornte Schicht eine wichtige Funktion für den Hautschutz hat. Zu viel Hornhautabtragung stört die Hautbarriere.