Gedanken für die Zukunft – Fußpflege & Podologie

Warum ist die Abgrenzung so schwer?

Ich fand es unglaublich lehrreich, Vorträge vor gemischtem Publikum zu halten.

Was habe ich gelernt? Kunden setzen Behandler unter Druck

1. Fußpflegerinnen und Fußpfleger wissen sehr genau, was rechtlich erlaubt ist und was nicht. Vielleicht gibt es irgendwo eine Minderheit, die komplett uninformiert ist, die habe ich auf den beiden Veranstaltungen aber nicht angetroffen – da waren alle topfit.
2. Schwierig ist nicht, zu entscheiden, was OK ist und was nicht. Die wahre Herausforderung liegt darin, sich gegen die Forderungen der Kunden zu behaupten!
3. Mir wurde berichtet, dass Kunden Fußpflegerinnen unter Druck setzen, doch noch ein bisschen weiter zu behandeln. Aus Bequemlichkeit oder aus echter Fachkräftemangel-Not, und aus ganz vielen Gründen dazwischen (…“ich finde niemanden sonst der es macht“, “habe keinen Termin beim Podologen bekommen”, “woanders ist die Strecke so weit”, “der Arzt hat gesagt Sie sollen das machen, das ist schon OK” etcetc.)
4. Es erfordert starke Nerven und Mut, Behandlungen abzulehnen. Die “Strafe” liegt irgendwo in der Zukunft, außerdem vertraut man sich ja gegenseitig.
5. Es ist nicht einfach, Maßnahmen abzubauen, von denen man weiß dass sie langfristig nicht vorteilhaft sind (z.B. das regelmäßige Eckenschneiden). Was wir als Therapeuten jahrelang gelernt haben, ist in einer “der Kunde ist König und der Laden muss laufen” Ausgangslage ganz anders.

Was für ein Dilemma.
Ich habe auf beiden Veranstaltungen niemanden getroffen, der leichtfertig oder vorsätzlich über Grenzen behandelt. Erlaubt ist es nicht, und haftbar ist man trotzdem, auch für “erzwungene” Behandlungen.

Meine zwei Gedanken für die Zukunft:

1. Mehr Selbstbewusstsein für Fußpflegerinnen und Fußpfleger! Um sich gegen Wünsche und Forderungen abgrenzen und “Dienstleistungen” abzulehnen, muss man ein gutes Standing und Vertrauen in die eigene Arbeit (=finanzielle Sicherheit) haben.
2. Klare, transparente gesetzliche Regelungen für vorbehaltene Tätigkeiten sind unabdingbar. Das Heilpraktiker Gesetz ist zu schwammig, und auch unter Podologinnen und Podologen ist man sich nicht einig, wo ganz genau die medizinische Behandlung anfängt. Da hat jeder eine eigene Wahrheit im Kopf.

In den nächsten Tagen kümmere ich mich wieder um meine Veranstaltungen, z.B. für Mai 3 Punkte zum Thema Hypergranulation und komplizierte Stadien beim Unguis incarnatus. Womit wir beim nächsten Grenzbereich wären 🙂
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Bis bald,
deine Anja