Was fragen Patienten „Doktor Google“ zur Spangentherapie?

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Der Erstbefund…

ist klar geregelt…oder doch nicht?

Ab ersten Juli gibt es die überarbeitete Leistungsbeschreibung, die neue Zeitfenster und Abrechnungsmodalitäten für Erstbefund und Beratung zur Nagelspange festlegt.

Inzwischen gilt: alles soll rein, Zeit kann man, muss man sich aber nicht nehmen.

Die Inhalte bleiben dabei gleich. Wir sollen Befunden, Aufklären, und einen Plan für die gemeinsame Therapie entwickeln- bevor es dann richtig mit der Behandlung losgeht.

„Die Erstbefundung umfasst neben der Anamnese und podologischen Befunderhebung die Aufklärung und Beratung über die Nagelspangenbehandlung sowie die Erstellung des Therapieplans mit Definition des Therapieziels.“  Quelle 

Die erste „Hands off“-Leistung in der Podologie!

Hier erfährst du, was Patienten zur Nagelspange wissen wollen, sodass du einen Leitfaden für die Beratung beim Ersttermin entwickeln kannst.

Leistungsbeschreibung und neue Rahmenbedingungen

Was ist neu ab Juli 2023?

Die kleine Befundung

Neu ist die kleine Befundung, wenn bereits eine andere „Rezept-Behandlung“ parallel durchgeführt wird.

„Soweit ein Patient bereits wegen anderer Leistungen (Podologische Behandlung oder andere Nagelspangenbehandlung) in Behandlung ist, ist die „Erstbefundung klein“ mit einer Regelleistungszeit von bis zu 20 Minuten abzugeben.“

OK, damit sich nicht mehrfach 45 Minuten summieren. Das war im Terminplan manchmal nicht „sauber“ abbildbar, und hat für Unruhe und Unsicherheit gesorgt.

Der Nachteil: damit ist der große Befund begrenzt worden auf 1x pro Jahr, 1x pro Patient, und auch nicht abrechnungsfähig sollte jemand bereits PKB bekommen.

„Ansonsten kann die Leistung „Erstbefundung groß“ abgegeben werden, sie umfasst eine Regelleistungszeit von bis zu 45 Minuten. Die Erbringung der „Erstbefundung groß“ ist auf eine einmalige Abgabe im Kalenderjahr beschränkt.“ 

Wahrscheinlich keine große Sache, hat aber immer den Beigeschmack von Kontrolle und Reglementierung.

Die Zeitfenster

Eine große Veränderung ist das kleine Wort „bis zu“. Damit wurde die Erstbefund-Zeit aufgeweicht auf die Formulierung „bis zu 20 / 45 Minuten“.

Das bedeutet im Klartext: es können auch nur 10 oder 5 Minuten sein, wenn alle zufrieden sind.

Und natürlich kann das als Freifahrtschein interpretiert werden, die Beratung und Befundung im Zeitraffer oder nur nebenbei zu machen.

Die Befürchtung ist sicher berechtigt!

Nicht aus Geldgier, sondern einfach aus Zeitmangel: Zeit ist rar in der Podologie, und man will ja auch ganz schnell helfen, da ist ja nichts Verwerfliches dran. Aber ist das sinnvoll?

Nein!

Denn neben der Diskussion um Zeiten, Leistungen und Abrechnungsmodalitäten haben wir…

  1. die Patientenrechte zu wahren,
  2. wir wollen zufriedene Patient*innen, die uns vertrauen, und
  3. wir wollen möglichst wenig Zeit für Nacharbeiten aufbringen müssen (Fragen und Beratung am Telefon im Nachgang, Fehlverhalten während der Therapie etc.).

Wie geht das?
Eben mit strukturierter Befundung und Beratung, die Patient*innen mit einbezieht und die Ausgaben klar benennt und verteilt.

Wenn dich mehr Informationen zu dem Thema interessieren, dann mach mit bei der online Fortbildung am Mittwoch, den 12.07. um 19:00! Dort erfährst du alles zu den Patientenrechten, deinen Pflichten, und wie ich gezielte Erstaufnahmen bei UI mache. Sodass du selbst deinen Standard für (jeden) ersten Termin entwickeln kannst.

Woran bemisst sich die Patienten-Zufriedenheit?

Wahrscheinlich weniger an der fachgerechten Anamnese durch die Podologin.

Sondern sehr stark an der Beratungsqualität, der planerischen Sicherheit und Verbindlichkeit, die der Therapeut/die Therapeutin ausstrahlt. Denn immerhin handelt es sich um einen Eingriff, z.T. an erheblich vorbelastetem, entzündetem und schmerzhaftem Gewebe.

An chronifizierten Menschen mit hohem Leidensdruck.

Das Ziel der Beratung:

Patientenfragen vorwegnehmen

Patientinnen und Patienten haben viele Fragen!

Wer diese Fragen gebündelt vorwegnimmt, hat schon sehr viel Vertrauen gewonnen, und gleichzeitig Aufklärung (=Verbraucherschutz) betrieben.

Hier sind die am häufigsten gestellten. Die Quelle ist diesmal nicht (nur) meine eigene Erfahrung, sondern die Suchmaschine Google.

Warum Google?

Weil dort auch Fragen gestellt werden, die Patienten sich vielleicht nicht trauen direkt zu fragen, oder die wir in unserer Betriebsblindheit nicht auf dem Schirm haben.

Welche Fragen werden Google am häufigsten gestellt?

Zu diesen 6 habe ich dir (oder dem imaginären Patienten) meine üblichen Antworten als Senf dazugegeben.

Deine Standard-Antworten können natürlich andere sein 😉

 

Fragen zur Nagel Spange bei Google
Fragen zur Nagel-Spange an Google

 

  1. Wie lange muss man eine Nagelspange tragen?

Je hartnäckiger und chronischer der Fall, desto länger dauert die Regeneration.

Die Behandlungszyklen sind standardmäßig mit 2x 4 (UI2) und 1x 8 (UI1) angedacht, es dürfen aber jederzeit Ausnahmen gemacht werden, wenn der behandelnde Arzt/die behandelnde Ärztin eine Weiterbehandlung befürworten (=verschreiben).

Es gibt sehr selten Ausnahmen, die dauerhafte Nagelkorrektur benötigen, um beschwerdefrei zu bleiben.

  1. Wann ist eine Nagelspange sinnvoll?

Immer dann, wenn man mit der eigenen Nagelpflege nicht mehr zurechtkommt, und Beschwerden, Schmerzen und Entzündungen hat.

Dabei ist weniger die Krümmung des Nagels ausschlaggebend als die tatsächlichen Beschwerden.

Die Bandbreite an subjektiven Symptomen ist groß, von einmaligen kurzen Episoden (z.B. nach einem Unfall oder falschem Nagelschnitt), oder dem ständigen Zwang die Ecken immer tiefer zu schneiden mit dauerhaft nagenden Druckbeschwerden, bis hin zu massivsten chronischen Entzündungen mit wildem Fleisch, Eiter und Arbeitsunfähigkeit.

  1. Wie oft muss die Nagelspange gewechselt werden?

Das hängt von der „Biegefreudigkeit“ der Nagelplatte ab; ist die sehr gut, verändert sich der Nagel schnell, was ein engmaschiges Regulieren bzw. einen schnelleren Wechsel notwendig machet. Es gibt keine Regel: Bei einem Kleinkind ist etwas anderes erforderlich als beim 90-jährigen, weshalb die „Regel“ zwischen 1 und 16 Wochen lauten könnte. Deswegen wurde die Frequenz auch den Podolog*innen überlassen.

  1. Ich bin Diabetiker- schadet mir eine Spange?

Nein. Neuropathie ist zurecht keine Kontraindikation mehr- eine Operation birgt viel höhere Risiken als eine konservative Spange.

Aber bitte seinen Sie klar mit Ihrem behandelnden Therapeuten: können Sie täglich den Sitz der Spange kontrollieren, und auch eine eventuelle Rötung erkennen und beurteilen?

Wenn das nicht der Fall ist, sind Modelle ohne Draht im Nagelfalz besser für Sie geeignet.

Auf diese „Arbeitsteilung“ müssen Sie vorab gemeinsam achten, denn beide Partner haben wichtige Aufgaben. Alternativ bzw. wenn Sie sich unsicher sind, gibt es Spangen, die keinerlei Risiko bergen, dann allerdings auch eine sanftere Wirkung haben.

  1. Welche Zuzahlung muss zur Nagelspange geleistet werden?

Das hängt davon ab, welche Technik genutzt wird und wie lang und kompliziert Ihre Behandlung wird.

Dazu können auch noch weitere sinnvolle Kosten kommen, z.B. für Salben oder Tinkturen, die die Heilung beschleunigen.

Bei einer 8-er Verordnung können rund 60 €, aber auch mehr entstehen. Bitte bedenken Sie: Spangenbehandlung ist eine knifflige und hochwirksame Spezialtechnik, mit weniger Nebenwirkungen als Medikamente oder Operationen!

  1. Bin ich danach geheilt, und kann nie wieder einen eingewachsenen Nagel bekommen?

Oder auch: Wie lange hält das Ergebnis?

Das hängt von Ihren Vorbedingungen ab!

Zu enge Schuhe, falscher Nagelschnitt, Zehenfehlstellungen- das sind Ursachen, die man abstellen kann, was die Prognose und ein langanhaltendes Ergebnis positiv beeinflusst.

Wenn allerdings Umstände vorhanden sind, die nicht in der eigenen Macht liegen (genetische Disposition, Verletzungen der Matrix, zu dünne Nagelplatte), dann hat man ein Risiko, dass der Nagel sich wieder verschlechtert.

Was ist sicher? Dass Nagelkorrektur wirkt. Wie lange das Ergebnis hält, kann nicht 100 % vorhergesagt werden.

Ein reizfreies Intervall und „Ruhe“ hat man aber in jedem Fall.

Weitere Fragen

Fragen, die ich fast immer höre und immer vorneweg beantwortet habe, waren vor allem diese beiden, die auf Google nicht gesucht wurden:

  • Tut das weh?

  • Kann ich Sport machen?

Nein, Spangen tun nicht weh, sonst würde sie ja keiner monatelang tragen wollen. Veränderungsschmerzen (Druckempfindlichkeit, dumpfe Schmerzen) können aber nach dem Regulieren auftreten, und 1-2 Tage unangenehm anhalten.

Und Sport…ist so eine Sache. Im ganz akuten Stadium finde ich Sportkarenz sehr sinnvoll, aber im Verlauf sollte die Spange beim Sport nicht behindern. Soll ja niemand ein Jahr auf dem Sofa liegen…

Ausgedehnte Schwimmer müssen eben immer kontrollieren, weil das Keratin aufweicht, alle anderen Extremsportarten müssen ebenfalls gut in der Selbstbeobachtung mitarbeiten. Da habe ich bisher keine negativen Erfahrungen gemacht.

Fazit:

Dass die Zeiten für eine Befundung flexibel gehandhabt werden dürfen, ist eine richtig gute Sache!

Und natürlich besteht unser Eingangsbefund auch bei bekannten Patient*innen aus viel mehr als nur diesen 6 Fragen. Aber: ein Google Ranking lügt nicht. Deshalb ist es sinnvoll, auf diese (vielleicht ungestellten) Fragen bei der Spangen-Beratung und Planung einzugehen.

Das schafft Vertrauen, spart Zeit im Nachgang, und ist zugleich eine Vorsorgemaßnahme vor falschen Erwartungen.

Interessieren dich solche Themen, und werden dir vielleicht noch ganz andere Fragen gestellt?

Dann schreib mir gerne in die Kommentare, auch wenn du weitere Fragen und Wünsche hast!


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