Sind kürzere Spangen-Behandlungszeiten möglich?

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Freiheiten nutzen, ohne zu betrügen-

ein Tipp aus der Physiotherapie

Viele Fragen betreffen aktuell das Management der Behandlungszeiten. Kürzere Behandlungszeiten sind in der Praxis oft notwendig, aber eigentlich nicht erlaubt.

Wer genau hinschaut, findet keine Angabe in der Leistungsbeschreibung, wie mit einem Unterschreiten der Regelbehandlungszeit umzugehen ist. Das widerspricht im Übrigen der Vorgehensweise bei der PKB, bei der ja auch zwischen Minute 21 bis 50 flexibel „alles möglich“ ist.

Was ist ein Abrechnungsbetrug, und was ein begründetes flexibles Handhaben der Behandlungszeiten?

Mehrere Argumente gilt es gegeneinander abzuwägen

Wie begründen sich Therapiezeiten?

> Die Behandlungszeit ist Grundlage der Vergütungsvereinbarung.

Wenn wir alle in der Lage sind, Leistungen qualitativ auch in kürzerer Zeit zu erbringen, kann die GKV eines Tages auf die Idee kommen an dieser Stelle nach zu justieren. Zeit ist Geld, auch für die GKV.

Das Dilemma: wer geübt und fit ist, kann natürlich wesentlich schneller arbeiten, ohne dass die Qualität leidet. Damit ist man doppelt gestraft- man hat die Übungszeit vor-investiert, und darf dann nicht profitieren?

Gegenfrage: Wollen wir langfristig immer vor allem schnell, oder vor allem gut und gesund sein? Auch die Arbeitsverdichtung durch die kürzer möglichen PKB Zeiten ist nicht nur schön. Sie ist zwar wirtschaftlich vorteilhaft, aber eben auch ein dichterer Rhythmus mit allen langfristigen Arbeitsbelastungs-Folgen.

> Darf ich schnelle erste Hilfe leisten?

Wenn ich entscheiden darf, welche Therapie ich wähle, aber schnellstmöglich helfen möchte, dann kann ich (wenn mein Terminplan 100 % sauber sein soll) immer nur abends „on demand“ Spangen machen. Weil ich dann open End habe. Die zweit-schlechteste Variante: ich habe immer eine große Zeit geblockt, mit dem Risiko sie nicht mit Leistung gefüllt zu bekommen.

Beides ist nicht gut: wer will schon einen flexiblen Feierabend, und wer will freie Zeit ohne Leistung verschenken?

In der Abbildung ist ein exemplarischer Entscheidungsbaum dargestellt. Wenn sofort eine Therapie durchgeführt wird, wie werden spontan die unterschiedlichen Behandlungszeiten eingehalten?

Abb.: Behandlungsplan und Behandlungszeit

 

> Die Lösung muss irgendwo dazwischen liegen

  • Zum einen müssen wir flexibel erste Hilfe leisten können, auch wenn weniger als die vorgeschriebene Zeit da ist.
  • Zum anderen wollen wir natürlich auch Zeit für unsere Patienten haben- nicht nur Akkordarbeit.

 

Kürzere Behandlungszeit: ein Tipp aus der Physiotherapie

In der Physiotherapie gibt es eine klare Regelung, die sich in den Podologie-Verträgen nicht wiederfindet.

6. Regelbehandlungszeit
Die Zeitangaben beziehen sich auf die Durchführung der Therapiemaßnahme am Patienten. Bei einzelnen Leistungen sind für die Regelbehandlungszeit Richtwerte angegeben. Dabei darf die Mindestdauer nur aus medizinischen Gründen unterschritten werden. Die Vor- und Nachbereitung ist Bestandteil der Behandlung.

Seite 3, Rahmenvertrag: https://www.gkv-heilmittel.de/media/dokumente/heilmittel_vertraege/vertraege_physiotherapie/anlagen/20210721_Physiotherapie_Anlage_1_Leistungsbeschreibung_bf.pdf

Die Regelbehandlungszeit darf unterschritten werden, wenn medizinische Gründe vorliegen: das lässt sich auch in der Podologie anwenden, und in der Dokumentation gut begründen. Damit steht man auf jeden Fall besser da als ohne Begründung.

Logisch, dass man bei der Nagelkorrektur schnell und reizarm vorgehen und so kurz wie möglich im Falz manipulieren möchte. Auch ein Grund: wenn der Falz entzündet ist, muss man minimalinvasiv und schnellstmöglich erste Hilfe leisten.

Bedenke: Wenn der nächste 60 Minuten Termin erst in drei Wochen verfügbar ist, und Podologen so lange warten nur damit die Zeitschiene stimmt, ist den Patienten nicht geholfen.

Erste Hilfe muss eine höhere Priorität haben dürfen, als „der saubere Plan“.

Wer schreibt, der bleibt- ein abgedroschener Spruch, der in der Spangenbehandlung ganz neue Relevanz erfährt.

Die Dokumentation ist in Zukunft eine enorm wichtige Hilfestellung, wenn wir unsere Interessen und vor allem die unserer Patienten vertreten wollen.

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