Jeder Zeh eine Verordnung-

Begründung für die Podologie

Unsere Patienten haben regelmäßig mehrere betroffene Zehen. Dabei soll jeder Zeh eine eigene VO bekommt, mit Angabe der Lokalisation. Welche Begründungen für die Podologie gelten hier, und wo findest du die Quellen?

Das ein UI selten allein kommt hat sogar der GB erkannt, und in die Leistungsbeschreibung die Inspektion aller Nägel aufgenommen, zu jeder Behandlung.

28 (4) Im Rahmen der Behandlung ist eine regelmäßige Inspektion aller Nägel beider Füße durch die Podologin oder den Podologen erforderlich. Tragende Gründe: (…) Dies ist medizinisch geboten, da neben den oben aufgeführten Risikofaktoren eine genetische Disposition für die Entwicklung eines Unguis incarnatus bestehen kann, die alle Nägel gleichermaßen betrifft.

Wir wissen das.

Mehrere Nägel-mehrere VO

Allerdings fängt mit mehreren betroffenen Zehen der Spießrutenlauf um mehrere Verordnungen an.

Wenn doch alles auf eine Vorderseite passt? Und die exakte Lokalisation doch nirgendwo steht, ICD 10 Code reicht?

Ärzte und Patienten haben scheinbar nur Nachteile: mehrere Verordnungsblätter ausstellen und mehrmals 10 € zahlen.

Wir haben es hier mit einer Besonderheit zu tun, die sonst im deutschen Therapiewesen die absolute Ausnahme ist:

1) Mehrmals dieselbe zeitgleiche Krankheit an bis zu 10 gleichen Gliedmaßen- wer hat schon zwei Schenkelhalsbrüche oder zwei Tennisellenbögen?

2) Dazu eine Maßnahme, die nicht übertrag- oder erweiterbar ist von einem Zeh auf den anderen. Unpassende Second Hand Spangen vom Nachbarzeh will und kann niemand tragen.

Was tun?

Unser  Rahmenvertrag ist hier sehr eindeutig. Etwas versteckt, aber klar definiert.

Diese Argumente kannst du nutzen:

1. Rahmenvertrag Podologie, Seite 9,  § 3 (8): Es ist unzulässig, dass der zugelassene Leistungserbringer für dieselbe Versicherte oder denselben Versicherten zur Erreichung desselben Therapieziels innerhalb derselben Diagnosegruppe (ggf. derselben Lokalisation) der Heilmittel-Richtlinie auf Grundlage parallel ausgestellter Verordnungen dasselbe Heilmittel erbringt und abrechnet.
2. Rahmenvertrag Podologie, Seite 10, § 3a: Eine Behandlungsserie bezieht sich stets auf einen zu behandelnden Nagel und kann mehrere Verordnungen umfassen.

Ergo: eigentlich alles klar.

Unsere Leistung ist „eine individuelle Nagelkorrektur pro VO“, und keine Universalbehandlung. Hier noch einmal die Quelle: 20220613_Podologie_Vertrag_nach_125_Abs_1_SGB_V_Lesefassung_barrierefrei

Ein Zeh- eine VO

Bei einer Verordnung besteht kein Grund und auch keine schriftliche Vereinbarung über die Lokalisationsangabe.

Absetzungen werden aber zurecht gefürchtet- sind doch alle Sachbearbeiter auch noch Novizen im Spangenthema, die aber am längeren Hebel sitzen.
Eine genaue Kenntnis der Rahmenbedingungen (und der eigenen Rechte und Schriftbelege) lohnt sich in jedem Fall!

Blick über den Tellerrand: die Physiotherapie

In der Physiotherapie läuft das übrigens sehr einfach mit einer Art „Universal-Behandlung“. Die Kombination aus Diagnose und Behandlung ist in Überbegriffen formuliert, so dass man einfach schauen kann, wo man anfängt (Behandlung mit Krankengymnastik für „Wirbelsäule“ mit Diagnose „Osteoporose“). Eine Lokalisation ist nicht erforderlich und auch nicht üblich; Absetzungen gibt es keine.

Mehrere oder größere betroffene Areale sind mit einer anderen Behandlungszeit (und nicht mit mehreren VO) abgegolten, z.B. „Lymphdrainage Groß- oder Ganzbehandlung“, statt „Lymphdrainage Teilbehandlung“ an einer Extremität.

Am Samstag (17.09.) biete ich die erste bepunktete Fortbildung zu UI 2+3 an, der Kurs ist nahezu ausgebucht.

Wenn du schnellentschlossen bist, nutze den günstigen Preis: https://www.podovision.de/produkt/17-09-22-unguis-incarnatus-stadien-2-und-3-6-punkte/ Ich freu mich sehr auf Samstag und bin total im Flow in der Vorbereitung!

Das kommende Jahr plane ich in den nächsten Tagen. Schau gerne rein, denn es wird neben UI 2+3 weitere kurze Webinare unter der Woche geben, zu neurologischen sowie klassischen Nagel- und Hautthemen 😊