Neues aus der Wissenschaft: Was motiviert zur Hautpflege?

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Hautpflege verlängert das Leben unserer DFS Patienten- aber was motiviert zur Hautpflege?

Wollen wir nicht alle wissen, was Patienten zur Hautpflege motiviert? Dass man sich nicht den Mund fusselig redet und sich über die ganzen Pflegemuffel ärgert, sondern damit Pflege ein Selbstläufer wird?

Hautpflege und Kontrolle zuhause sind, zumindest beim Diabetischen Fußsyndrom, tatsächlich über-lebenswichtig!

Hautpflege und Selbstbeobachtung ist nicht nur die kostengünstigste Möglichkeit, Komplikationen durch ein DFS vorzubeugen, sondern trägt durch Prävention von chronischen Wunden und Amputationen auch wesentlich zum Erhalt der Mobilität und zur Verlängerung der Lebenszeit bei. Amputierte Menschen sterben früher. Drastisch, aber leider wahr.

Nur ein Teil der Patienten befolgt unsere Pflegetipps, obwohl es keinen großen Aufwand erfordert und die Vorteile klar auf der Hand liegen. Warum ist das so?

Der Frage „Was motiviert zur Hautpflege“ sind Forscher aus England nachgegangen.

Ihre aktuelle Studie (veröffentlicht am 14.11.2022) untersuchte die Bedingungen, die zu einem guten Pflegeverhalten der eigenen Füße bei Menschen mit DFS führen.

Förderliche und hinderliche Perspektiven und Verhaltensweisen beider Seiten (Patienten und Health Care Professionals (HCPs), wurden identifiziert und in Bezug auf ihre Wirksamkeit ausgewertet. Wenn dich die Ergebnisse im Einzelnen interessieren, lies am Ende des Artikels die Details durch; hier geht es weiter zu den konkreten Handlungsanweisungen für Podologinnen und Podologen.

Was sollten Podologen und Podologinnen tun?

Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg: mangelnde Pflege zuhause resultiert nicht aus mangelndem Wissen. Reine Wissensvermittlung im Sinne von Aufklärung über Produkte und Verhaltenstipps ist im Umkehrschluss kein Motivator.

Was motiviert zur Hautpflege?

Zwei Dinge erhöhen die Adhärenz maßgeblich:

  1. Wenn das Thema „gesunde, intakte Füße“ eine Relevanz hat durch persönliche oder stellvertretende Erfahrung und
  2. der Erfolg durch bereits durchgeführte Maßnahmen spürbar wird.

Konkret bedeutet das:

  • Zuhören und nachfragen, statt „nur“ aufzuklären. 
  • Eine Anknüpfung an reale Erlebnisse zu finden. Wurden eigene Erfahrungen gemacht, sind im Familien- und Freundeskreis ähnliche Fälle bekannt?
  • Die Aufmerksamkeit auf positive, erlebte Auswirkungen lenken. Das hilft, die „persönliche sinnvolle Begründung“ für ein Durchführen von Pflegeroutinen zuhause zu festigen.
  • Mangelnde Pflege wertfrei thematisieren und nicht zum „schimpfen“ nutzen: Ausgelassene Pflege z.B. durch Zeitmangel oder Immobilität sollten kein Tabuthema sein. Das Bewältigen von Hindernissen stärkt die Motivation durch Selbstwirksamkeit.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu, die Umsetzung ist allerdings ungewohnt. Auch ich ertappe mich eher bei der klassischen „Informationsübertragung“ und beim Aufklären und Senden, als beim Zuhören und Berichten lassen. Echtes gemeinsames Besprechen von Erfahrungen rund um die Pflege zuhause und ein motivierendes Fokussieren ist nicht unsere Standardvorgehensweise mit DFS-Patienten.

Aber es ist auch kein Hexenwerk:

Umdenken ist wichtig, weil es ganz einfach unsere Arbeit wesentlich erleichtert: keine Frustration mehr über Pflegemuffel! Und natürlich auch, weil wir mit diesen Erkenntnissen viele Menschen positiv beeinflussen und Leben verlängern können.

Wenn dich Inhalte zur Haut interessieren, lies hier weiter:

https://www.podovision.de/was-wissen-wir-ueber-hornhaut/

https://www.podovision.de/hautpflege-als-erweiterte-therapie/

Wenn dich die Studiendetails interessieren, lies hier weiter:

Die Studie[1]  untersuchte die Bedingungen, die zu einem guten Pflegeverhalten der eigenen Füße bei Menschen mit DFS führen.

Förderliche und hinderliche Perspektiven und Verhaltensweisen beider Seiten (Patienten und Health Care Professionals (HCPs), wurden identifiziert und in Bezug auf ihre Wirksamkeit ausgewertet.

Was war bereits bekannt:

  • Wunden am Fuß tragen erheblich zur Morbidität und Mortalität im Zusammenhang mit Diabetes bei und sind für das Gesundheitswesen äußerst kostspielig.
  • Effektives Fußpflegeverhalten ist ein wichtiger, kostengünstiger Ansatz, um die Wahrscheinlichkeit einer Wunde zu verringern; Die Patientenadhärenz gegenüber Ratschlägen ist jedoch gering, und die Gründe dafür bleiben unklar.
  • Patienten nehmen in der Regel erst dann ein gutes Fußpflegeverhalten an, wenn sich Wunden entwickelt haben, was oft zu spät ist, um das zukünftige Auftreten einer Amputation zu verhindern.

Was war neu:

  • Die Patientenmotivation zur Fußselbstversorgung wird durch persönliche oder stellvertretende Erfahrung und Angst vor den Folgen von Diabetes erzeugt.
  • Gesundheitsfachkräfte konzentrieren ihre Zeit oft auf Faktoren, die Patienten nicht mit Motivation in Verbindung bringen, wie z. B. die Verbesserung des Patientenwissens.

Empfehlungen aus der Studie:

Podologinnen und Podologen sollten die autonome Motivation ihrer Patienten beim Streben nach Selbstfürsorge unterstützen.

Auftretende Hindernisse sollten unbedingt anerkannt und in die Gespräche eingeschlossen werden.

Podologinnen und Podologen sollten Patienten helfen, eine persönliche, sinnvolle Begründung für die Durchführung notwendiger Gesundheitsverhaltensweisen zu entwickeln.

Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9664298/